was machen wir?
Auf dem Tisch liegt ein weißes Zeichenblockpapier. Daneben, in einem Korb, zahlreiche Playmobilfiguren. Frauen, Männer, Buben, Mädel, verschiedenste Haar- und Kleiderfarben...
Du hast ein Thema mitgebracht, oder wir erarbeiten das aus deinen Erzählungen oder einem gemeinsamen Blick auf dein Horoskop. Dabei darf es um aktuelle Konflikte genauso gehen, wie um persönliche Erfahrungen, die du auf anderen Wegen nicht bewältigen konntest. Oder auch ganz einfach um dringende oder drängende Fragen deines Lebens...
Nun stellst du zuerst einmal eine Figur aufs Blatt, die dich "vertritt". Du wirst gefragt, wie es dieser Figur geht, sobald sie steht... und eh du dich versiehst, wandert eine Figur nach der anderen auf dieses Blatt!
Sie stehen bald an den verschiedensten Orten, manchmal auch außerhalb des Papiers, sie stehen in den verschiedensten Winkeln und Abständen zueinander. Und obwohl ich dir nicht gesagt habe, welche Figur für wen oder was steht, lebst du in diesem kleinen Gefüge und kannst mühelos über jede Figur eine Aussage treffen, gerade so, als ob sie lebte und du sie persönlich kennen würdest.
Bis wir den Schleier lüften. Und du alles plötzlich viel tiefer verstehen kannst. Dann dürfen die Dinge endlich wieder an ihren richtigen Platz gerückt werden...
warum sollte das funktionieren?
Gehen wir einmal davon aus, dass wir durch unsere oft unbewusste Fähigkeit, uns in jedes Wesen, in jeden Umstand und sogar in jedes Ding "hineinzuversetzen", als Menschen weit über unsere fünf Sinne hinauswirken.
Dann liegt es doch nahe, dass wir diese Gabe auch ganz bewusst verwenden können! Zur Lösung unserer aktuellen Konflikte, zur Heilung alter Wunden und zur Entwirrung komplizierter Verstrickungen.
Denn all das kann z.B. innerhalb eines Familiensystems viele Generationen zurück angelegt worden sein. Etwa durch Krieg, durch Erbschaftsstreit, Krankheit, Missbrauch aller Art, oder auch durch nicht geachtete, verstoßene oder verschwiegene Familienmitglieder...
Sehen wir nur genau hin: kaum eine Familie, die nicht von solchen Schicksalen bewegt wurde! Und so spinnt sich nicht selten auf mysteriöse Weise ein immer wiederkehrendes Unheil oder sich seltsam ähnelnde Schicksalsschläge wie ein roter Faden bis in die heutige Zeit herein...
Wir alle sind als Menschen durch geistige Bande und in Liebe verbunden, so seltsam das auch klingen mag. Und wir alle haben die Fähigkeit, "für den anderen einzustehen". Oder sich "an seiner statt" mit einem Problem gleich welcher Art so tief und nachhaltig auseinanderzusetzen, dass es tatsächlich (auf-)gelöst werden kann. Dazu gehört Mut. Aber jede Familie hat solche Mutigen unter sich, und nicht selten sind es die "schwarzen Schafe", die "Ausbrecher", die "Quertreiber", die ihren Familien auf diese Weise helfen. Und sie nicht selten sogar ein Stück weit retten.
Bittet also ein Mensch einen anderen, für einen bestimmten Menschen "zu stehen", so nimmt dieser Stellvertreter alles wahr, empfindet, handelt oft gar genauso, wie es der Mensch tun würde, oder getan hätte, den er vertritt!
So können auch alte Dissonanzen sichtbar werden. Und alles was an der Oberfläche sichtbar wird, darf endlich heilen. Erst recht, wenn einer es für den anderen tut... was für ein Akt der Liebe!
warum figuren?
Weil wir -gerade in Zeiten wie diesen- selten die Gelegenheit haben mit vielen Menschen in einem Kreis zusammenzuwirken, ist die Arbeit mit Stellvertreterfiguren oder -objekten eine wertvolle Möglichkeit, die gleichen Konflikte sichtbar zu machen und endlich zu lösen.
Da wir davon ausgehen, dass ein Mensch auf geistiger Ebene mit einem anderen Menschen kommunizieren kann, ja auf Seelenebene ohnehin mit jedem Wesen in Verbindung steht, ist dieser Prozess auch jederzeit zwischen Therapeut und Klient möglich. Die instinktive, traumwandlerische Sicherheit, mit der die meisten Menschen ganz klar erkennen, wie eine Figur zur anderen steht, ohne dass ihnen gesagt wurde, welche Figur wen oder was darstellt- und wie diese Figuren dann wahrnehmen, empfinden und handeln! Das gehört für mich zum Spannendsten, was ich je erlebt habe...
AUFGETAUCHTES...
August 2025
In den letzten Tagen ärgere ich mich überdurchschnittlich viel.
Das Thema sind Schnarchzapfen. Menschen also, die ein Tempo haben, das weit unter dem liegt, was ich noch als ‘Gangart’ bezeichnen würde. Menschen, die eben einfach ihr eigenes Tempo haben, sagen sie.
Und was mache ich also damit? Ich, der ich mich diesem Tempo anpassen soll, meine ich. Wenn ich nicht meinen ganzen Kram alleine machen will… meine ich.
Was! Meine ich denn da alles zusammen?
Ich frage mich gerade -wirklich und ernsthaft- was denn so in einem hohen Tempo liegt: Schaffensdrang, Geschick, Schubkraft, ein ‘leistungsstarkes Getriebe’ und die große Freude, anzupacken und wirkungsvoll zu sein?
Oder vielmehr: Ungeduld, manisches Getriebensein und die Unfähigkeit, sich an langsamem Werden und Wachsen zu erfreuen?
Was dagegen ist aber nun die so gern gepriesene Ruhe, mit der sich nicht wenige Menschen um mich herum so durch’s Leben wälzen?
Ist das nicht eigentlich eine pure Unterspanntheit, gar Depression und der Hang, beispielsweise in Suff und Nebel viel zu sprechen und bei Tageslicht einfach nicht viel auf die Reihe zu kriegen?
Oder vielleicht doch eher die schillernd magische Kunst der Betrachtung, das entschiedene Empfangen von Wesentlichem und die Erfahrung von Kraft und Weisheit durch Gelassenheit?
Natürlich, natürlich! Wenn man sich so dumm-dual aus dem Fenster lehnt, wie ich in dieser Schreiberei, kann ja nur schnell hingeschmissener Mist herauskommen! Nichts eben, das den Fragen, die ich mir in diesen letzten Tagen stelle, eine wirklich nährende Antwort wäre!
Ich muss es also doch ruhig angehen: mich ekstatisch, klar und in Frieden für mein hohes Tempo entscheiden. Und dann einfach sehen, wer nach einiger Zeit noch neben mir geht…
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