"Die vorderen Hände", 2021
Warum schreibt man Romane?
Ich kann in meinem Fall nur sagen, weil man muss. Falls man es kann. Falls man es wagt. In der Regel ist das weder was zum Berühmtwerden, noch zum Lebensunterhalt bestreiten. Ein weiter, auch ein
beschwerlicher Weg, der eben gegangen werden will, wenn der Himmel sich fallen lässt. Und doch wird irgendwann alles zu reiner Freude, zu einem schwer zu fassenden Geschenk...
November 2018
Am spätsommerlichen Ufer der Donau beginnt Max Voss zu schreiben. Er ist auf der Suche nach den eigenen familiären Wurzeln und hofft, sich dadurch endlich selbst zu begreifen. Die Donau ist ihm dabei immer gegenwärtig. Sie ist seine Ordnung, sein gleichmütiger Zeuge. Da fließt sie, still und träge. Immer weiter abwärts, bis dorthin, wo auch seine Geschichte zu Ende ist. Unentwegt sammelt er Scherben, Fetzen, Klumpen auf, immer begleitet von der Stimme seines verstorbenen Vaters. Süden und Osten, die beiden kardinalen Himmelsrichtungen der Donau, werden zum Spiegel zweier Familiengeschichten. Einer niederbayerischen und einer deutsch-polnischen. Max sieht in Abständen nach seinen Vorfahren, belauscht ihre Nöte und Geschicke, bis ihre verworrenen Wege sich mehr und mehr mit den seinen verweben und er schon bald nicht mehr weiß, wessen Geschichte er sich da eigentlich erzählt …
Braumüller Verlag, Wien
ISBN-13: 978-3-99200-216-0
März 2021
Es scheint die junge, hochbegabte Dirigierstudentin Karla Manhardt nicht zu beunruhigen, dass ihr bester Freund nur als schöne Stimme in ihrem Klavier existiert. Der Wortkünstler Darius Pettrich hingegen ist in großer Unruhe: Wie soll die Welt weiterleben, wenn sein geliebtes Wien in immer heißeren Sommern langsam stirbt? Der Meisterkoch Anton Roggen fühlt sich als unbequemer Sklave seines eigenen Restaurants und sieht nur noch mit Zynismus auf die schönen Seiten des Lebens. Bis ihn seine Träume vom alten Rom nicht mehr loslassen wollen. Bis er versteht, dass wir alle wohl doch nur in den Dienst genommen sind. Ob Revolution oder Komposition. Das tägliche Werk des Lebens, immer und immer wieder sucht es nach den richtigen Händen. In der unentrinnbaren Verstrickung dieser drei Lebensfäden erklingt ein tragikomischer Reigen von Spiel und Zwang. Sowie die Erkenntnis, dass wir Menschen auf dem Holzweg sind, wenn wir glauben, alles immer ganz allein zu erfinden ...
Braumüller Verlag, Wien
ISBN-13: 978-3-99200-296-2
Zeitgleich mit den Theatertexten ging 2005 auch das Schreiben von kleineren Sachen los. Fetzen, Gedichte, Geschichten. Allerhand Zeug.
Ein bissl was davon lass' ich hier liegen...
Verzweifelter Einfall, 2007
V E R B E U G U N G
Lass mit Deinen Händen nicht handeln
Und die Nebensachen hol heraus aus den Schatten, abseits
Komm mit Deinem ganzen Staub, den bitteren Pointen
In die Mitte der Manege
Verbeug Dich nicht
Jetzt. Keine Zeit zum aus der Fassung bleiben
Lass los, die Ameisen im Bauch, sie fliegen schon
Einfach sei, im tief gefassten Gang
Auf uns alle zu
Verbeug Dich nicht
Diese große Stille, auch auf allen Plätzen, allen Uhren
Und schau nur, niemand hier, der Dir ein Gegner wär
Aus einer ewig alten, früh verstorbenen Sehnsucht
Kommt Dein erstes eigenes Schauen
Verbeug Dich nicht
G E B E T
Erleuchte mich, so weit mein Raum schon reicht
Erinnere mich, so tief mein Lied jetzt hallt
Erheitere den Jungen, der mich noch immer sucht
Und erbaue mit mir das Haus, in dem wir beide sterben wollen
Du siehst mich, wie kein anderer mich sehen kann
Du hörst mich, schon seit ich stumm war, vor der Zeit
Du bringst alles in mir zum Lachen, was übrig ist
Und legst mich mir zu Füßen, da, wo es noch immer weich ist
Ich suche den Punkt in der Ferne, der Du bist
Ich lausche dabei den Grillen und dem Zischeln der Ältesten hier
Ich spüre, wie mein Mund sich lächelnd weitet und die Augen verschließt
Und wie ich selig in Deinen Armen bin, ohne all das laute Licht
D A S K O N Z E R T
Der Schmetterling flog
Erst in weiten Bögen
Um das Feuer
Das Klavier brannte da schon
Lichterloh
Dann fasste er sich ein Herz
Der Falter
Und spann die Bögen enger
Wieder
Und wieder
Umkreiste er das Lied des Brandes
Horchte
Und horchte
Auf jeden Ton
Bis kein Laut ihm mehr fehlte
Von diesem Konzert
Ausser einem
Seinem
N A C H T S C H A T T E N
Wohin wir reisen, mit unserem Sonnensegel?
Liebste, ich weiß es nicht
Ich prüfe noch den Wind
Und auch die Länge meiner Arme
Damit wir alles wandeln können
Was uns das Fliegen schwer macht
Wandeln sag ich einfach vor mich hin
Liebste, wie soll ich sonst?
Ich stürze los, zu Papier und Stift
Und auch die Schere greife ich
Damit es endlich Freude macht:
Das Unlesbare auf Pandoras Zetteln
Freude hilft dem Ärger in die Schuhe
Liebste, lass uns gehen
Wir werden bald erfahren
Wohin das Land unter uns entwischt
Wofür wir im Winter endlos Socken strickten
Und wem wir den reinen Sommerwein einschenken
AUFGETAUCHTES...
Februar 2025
Das Licht ist zurück.
Morgens liege ich wieder mit dieser quietschlebendigen Neugier im Bett, wie in einem Tulpenbeet am Waldrand, und habe Mühe, mich zu entscheiden, was von den vielen wunderbaren Sachen ich als Erstes machen will!
Vielleicht ist das die Welt der ungebrochenen Kinder, die ich immer im Frühling spüre, als wäre sie noch meine. Vielleicht ist es aber auch die Erde selbst, so, wie sie wirklich ist, lebendig, jeden Tag neu, und voller Unfassbarkeit? Die uns lachen lässt, wenn man sich ihr nur auf einen Atemzug nähert...
“…in leiser Lächerlichkeit liegen wir allein…”, schrieb Kurt Tucholsky in seinem Text Es ist. Wie habe ich mich immer wohlig gefürchtet vor diesem Satz! Wie sehr habe ich seinen Erfinder dafür bewundert, ein paar Worte gefunden zu haben, die mich und mein Bild von mir in unseren frühen Erwachsenenjahren immer an unsere Unlebendigkeit erinnert hatten! Und an die Notwendigkeit, endlich aufzustehen.
Jetzt liege ich da, in meinem Bett, allein, schaue dem Winter beim Vergehen zu, und freue mich darüber, dass ich ihn wieder einmal überlebt habe. Den Winter. Seine Kälte war, wie so oft, nicht der Rede wert. Und doch hätte sie ausgereicht, mich im Handstreich sang- und klanglos vergehen zu lassen.
So, wie ich die Kerzen auslösche, jede Nacht.
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