"Die vorderen Hände", Roman, 2021
2006 begann mein Schreiben für die Bühne. Klar: ich arbeitete am Theater, das war einfach naheliegend. Für mich die unbeschwerteste Textgattung... und die schmerzhafteste auch. Nur scheinbar paradox! Was fiel es mir damals schwer, mich des schöneren Ganzen wegen von lieb gewordenen Ideen zu verabschieden! Heute geht es. Etwas. Besser...
Im Herbst 2025 zur Veröffentlichung:
FLASCHENPOST
-Ein Dialog am Ende des Wassers-
(2024)
2 D
Bühnenverlag Uwe Weitendorf, Hamburg
„Weil es im Grund nichts Schöneres gibt, als wenn ein Mensch ohne eine Maschin etwas Schönes zustandebringt.“
Frau Kladik und Frau Dirlang sitzen fest. Denn im Amt für Flaschenpost kommt schon lang nichts mehr an. Der große Strom schwemmt nur noch Tand an. Briefe in Flaschen schreibt sich niemand mehr, seit es die „Maschin“ gibt und der „Strom“ nicht mehr den Fluss meint. Frau Kladik und Frau Dirlang verwalten den Bestand, den sie endlich einmal sortieren sollten. Aber wozu? Frau Kladik niest, Frau Dirlang säuft. Sie lesen die Liebesbriefe aus der Flasche, die von längst vergangener Leidenschaft erzählen, vielleicht sogar vom einen oder anderen Lustmord. Wer weiß das heute und wen interessiert es noch? Der Strom hat auch die wortreiche Liebe weggeschwemmt. Nur Frau Kladik und Frau Dirlang bleiben auf dem Posten. Und sollten sie ihn einmal verlassen, dann wenigstens gemeinsam.
Nicht etwa um einseitige Technikfeindschaft geht es in diesem Text, schon gar nicht um bloße Verklärung vergangener Zeiten. Martin Obermeier schreibt vielmehr eine Hommage an ein Kulturgut, dessen vollständiger Verlust uns droht...
... Der Brief erfordert Bedacht. Das Papier, das von Hand zu Hand wandert, erinnert an den Handschlag, der Menschen miteinander verbindet. Gründe genug also, Frau Kladik und Frau Dirlang eine Weile zuzuhören.
DON QUIXOTE
-Ein Stück Mann-
(2025)
2 D
4 H
Bühnenverlag Uwe Weitendorf, Hamburg
Die Aufzählung der Polizisten ist lang: Sachbeschädigung, Diebstahl (einer Barbierschüssel!), Hochstapelei, Sabotage und so weiter. Doch Don Alonso alias Don Quixote ist sich keiner Schuld bewusst. Im Gegenteil, er kämpft für die Ehre des Ritters und um die Liebe der Dulcinea. Er, der Träumer, der alles missdeutet, der Riesen sucht, wo zwei „Riesen“ von ihm verlangt werden, der eine Dirne für ein holdes Fräulein hält und einen Bauern für seinen Knappen, ist der eigentliche Realist. Denn ihm sind Traum und Kunst die höchsten Dinge, die sie einmal waren, ehe die Welt sich für die harten Fakten entschieden hat. Der Ritter von der traurigen Gestalt bleibt all jenen ein Vorbild, die nach dem Leben streben.
Eine derb-komische, tief berührende Bühnenfassung von Martin W.G. Obermeier, der Witz durch Poesie erzeugt und diesem Ritter tief in seine schöne Seele schaut.
Warum schreibt man Romane?
Ich kann in meinem Fall nur sagen, weil man muss. Falls man es kann. Falls man es wagt. In der Regel ist das weder was zum Berühmtwerden, noch zum Lebensunterhalt bestreiten. Ein weiter, auch ein
beschwerlicher Weg, der eben gegangen werden will, wenn der Himmel sich fallen lässt. Und doch wird irgendwann alles zu reiner Freude, zu einem schwer zu fassenden Geschenk...
November 2018
Am spätsommerlichen Ufer der Donau beginnt Max Voss zu schreiben. Er ist auf der Suche nach den eigenen familiären Wurzeln und hofft, sich dadurch endlich selbst zu begreifen. Die Donau ist ihm dabei immer gegenwärtig. Sie ist seine Ordnung, sein gleichmütiger Zeuge. Da fließt sie, still und träge. Immer weiter abwärts, bis dorthin, wo auch seine Geschichte zu Ende ist. Unentwegt sammelt er Scherben, Fetzen, Klumpen auf, immer begleitet von der Stimme seines verstorbenen Vaters. Süden und Osten, die beiden kardinalen Himmelsrichtungen der Donau, werden zum Spiegel zweier Familiengeschichten. Einer niederbayerischen und einer deutsch-polnischen. Max sieht in Abständen nach seinen Vorfahren, belauscht ihre Nöte und Geschicke, bis ihre verworrenen Wege sich mehr und mehr mit den seinen verweben und er schon bald nicht mehr weiß, wessen Geschichte er sich da eigentlich erzählt …
Braumüller Verlag, Wien
ISBN-13: 978-3-99200-216-0
März 2021
Es scheint die junge, hochbegabte Dirigierstudentin Karla Manhardt nicht zu beunruhigen, dass ihr bester Freund nur als schöne Stimme in ihrem Klavier existiert. Der Wortkünstler Darius Pettrich hingegen ist in großer Unruhe: Wie soll die Welt weiterleben, wenn sein geliebtes Wien in immer heißeren Sommern langsam stirbt? Der Meisterkoch Anton Roggen fühlt sich als unbequemer Sklave seines eigenen Restaurants und sieht nur noch mit Zynismus auf die schönen Seiten des Lebens. Bis ihn seine Träume vom alten Rom nicht mehr loslassen wollen. Bis er versteht, dass wir alle wohl doch nur in den Dienst genommen sind. Ob Revolution oder Komposition. Das tägliche Werk des Lebens, immer und immer wieder sucht es nach den richtigen Händen. In der unentrinnbaren Verstrickung dieser drei Lebensfäden erklingt ein tragikomischer Reigen von Spiel und Zwang. Sowie die Erkenntnis, dass wir Menschen auf dem Holzweg sind, wenn wir glauben, alles immer ganz allein zu erfinden ...
Braumüller Verlag, Wien
ISBN-13: 978-3-99200-296-2
Zeitgleich mit den Theatertexten ging 2005 auch das Schreiben von kleineren Sachen los. Fetzen, Gedichte, Geschichten. Allerhand Zeug.
Ein bissl was davon lass' ich hier liegen...
Verzweifelter Einfall, 2007
V E R B E U G U N G
Lass mit Deinen Händen nicht handeln
Und die Nebensachen hol heraus aus den Schatten, abseits
Komm mit Deinem ganzen Staub, den bitteren Pointen
In die Mitte der Manege
Verbeug Dich nicht
Jetzt. Keine Zeit zum aus der Fassung bleiben
Lass los, die Ameisen im Bauch, sie fliegen schon
Einfach sei, im tief gefassten Gang
Auf uns alle zu
Verbeug Dich nicht
Diese große Stille, auch auf allen Plätzen, allen Uhren
Und schau nur, niemand hier, der Dir ein Gegner wär
Aus einer ewig alten, früh verstorbenen Sehnsucht
Kommt Dein erstes eigenes Schauen
Verbeug Dich nicht
G E B E T
Erleuchte mich, so weit mein Raum schon reicht
Erinnere mich, so tief mein Lied jetzt hallt
Erheitere den Jungen, der mich noch immer sucht
Und erbaue mit mir das Haus, in dem wir beide sterben wollen
Du siehst mich, wie kein anderer mich sehen kann
Du hörst mich, schon seit ich stumm war, vor der Zeit
Du bringst alles in mir zum Lachen, was übrig ist
Und legst mich mir zu Füßen, da, wo es noch immer weich ist
Ich suche den Punkt in der Ferne, der Du bist
Ich lausche dabei den Grillen und dem Zischeln der Ältesten hier
Ich spüre, wie mein Mund sich lächelnd weitet und die Augen verschließt
Und wie ich selig in Deinen Armen bin, ohne all das laute Licht
D A S K O N Z E R T
Der Schmetterling flog
Erst in weiten Bögen
Um das Feuer
Das Klavier brannte da schon
Lichterloh
Dann fasste er sich ein Herz
Der Falter
Und spann die Bögen enger
Wieder
Und wieder
Umkreiste er das Lied des Brandes
Horchte
Und horchte
Auf jeden Ton
Bis kein Laut ihm mehr fehlte
Von diesem Konzert
Ausser einem
Seinem
N A C H T S C H A T T E N
Wohin wir reisen, mit unserem Sonnensegel?
Liebste, ich weiß es nicht
Ich prüfe noch den Wind
Und auch die Länge meiner Arme
Damit wir alles wandeln können
Was uns das Fliegen schwer macht
Wandeln sag ich einfach vor mich hin
Liebste, wie soll ich sonst?
Ich stürze los, zu Papier und Stift
Und auch die Schere greife ich
Damit es endlich Freude macht:
Das Unlesbare auf Pandoras Zetteln
Freude hilft dem Ärger in die Schuhe
Liebste, lass uns gehen
Wir werden bald erfahren
Wohin das Land unter uns entwischt
Wofür wir im Winter endlos Socken strickten
Und wem wir den reinen Sommerwein einschenken
AUFGETAUCHTES...
Oktober 2025
Gedankenfetzen aus einem gerade entstehenden Stück…
"Jetzt haben sie ja wieder einen schönen Durcheinander beisammen. Das Haus Europa brennt schon, die Menschen bedienen sich gegenseitig im Hass. Und aus dem schönsten Hass heraus! Gute Techniker, brilliante Strategen, ausgesuchte Rollmöpse."
"Ich glaube, das hat Methode. Bei mir hatte alles Methode. Der Morgen und der Abend, die Kalligraphie dazwischen, die vielen Tinten, sichtbare, unsichtbare, das hatte alles Methode."
"Das Wort Gottes? Ein schaler Rauch, ein Rausch auch, am frühen Nachmittag, und am Abend lang vergessen. So ein Wort hat doch gar kein Recht auf eine Nacht. Und den Traum, der schon gewartet hat…"
"Sie werden sich erdrücken und verdrängen, sie werden sich verdauen und aussitzen, nicht erschlagen oder wegräumen. Nicht offen angreifen und vernichten. Sie werden einander solange Ansagen machen und Aussprachen halten auf ihren Podien und in ihren Flimmerkisten, bis alle sich nur noch die Ohren zuhalten. Und das ist es dann! Das ist der letzte Nullpunkt der Welle: sie machen sich selber weg. Ohne Dreck, ohne großen Aufwand, ohne Geschrei, ohne Blut."
"Sie haben ja nicht mehr lang!
Und sie sagen es doch auf allen Plätzen und schreiben es auf jede Plakatwand. Dass sie den Laden zumachen. Dass sie keine Freude mehr haben am Erreichbaren, keinen Sinn für das ihnen Gemeinsame, keinen Grund für ein neues Zusammenkommen! Sie wollen doch das alles hier nicht mehr zusammen machen. Sie wollen Trennung und verschiedene Wege. Sie wollen getrennte Wege. Der Weg der anderen ist ihnen nur noch die Hölle. Das niemals Mögliche."
"Auf alles Gesagte wird reflexartig sofort etwas anderes gesagt, oft das Gegenteil. Die Zustimmung ist eine Niederlage, ein fauler Frieden."
"Verstehen Sie jetzt?"
"Ich hab Ihnen gar nicht zugehört.
Ich bin der Reden so müde.
Ich bin der Taten so müde.
Ich bin der Gedanken und der Rettung der Vernunft so müde.
Ich bin müde.
Müde."
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